Visuelles Journaling, auch Art Journaling genannt, verbindet das klassische Tagebuchschreiben mit künstlerischen Elementen wie Skizzen, Collagen, Farben oder Symbolen. Es ist der ideale Weg für alle, die bereits erste Erfahrungen mit Journaling gemacht haben und ihrer inneren Welt einen visuellen Ausdruck verleihen möchten. Diese kreative Mischung fördert nicht nur Achtsamkeit, sondern auch Selbstfühlung und lässt neue Impulse entstehen.
Laut der Journal-Coachin Nicole Woltmann (nicolewoltmann.de) werden beim Visual Journaling mehrere Hirnareale gleichzeitig aktiviert. Das kann zu tieferer emotionaler Verarbeitung, mehr Klarheit und neuen Denkwegen führen. Ob mit Collage, Zeichnung oder Watercolor: Jede Seite deines visuellen Journals wird zum Spiegel deiner Gedankenwelt.
Warum visuelles Journaling mehr ist als nur „bunt“
Viele fortgeschrittene Journal-Schreibende stellen früher oder später fest: Nur Worte reichen manchmal nicht aus, um Gefühle oder Stimmungen auszudrücken. Genau hier setzt Art Journaling an. Es ermöglicht dir:
- Emotionen kreativ zu verarbeiten (z. B. Ärger „wegmalen“ oder Dankbarkeit gestalten)
- Bewusstes Erleben und Achtsamkeit durch langsames, intuitives Gestalten
- Persönliches Wachstum, indem du visuell erkennst, welche Themen dich begleiten
Auch Studien und Ratgeber unterstützen diesen Ansatz. Kunsttherapie und freies Zeichnen aktivieren das sogenannte „Default Mode Network“ im Gehirn – einen Bereich, der für Selbstreflexion zuständig ist. Indem du kreativ schreibst und gestaltest, stimulierst du also dein inneres Verarbeiten.
Methoden für dein visuelles Journal: So kombinierst du Wort und Bild
Es gibt unzählige Wege, dein Journal visuell aufzuwerten und mit Leben zu füllen. Das Schöne daran: Es gibt keine festen Regeln. Du darfst frei experimentieren, kombinieren und deinen ganz eigenen Stil finden. Ob minimalistisch oder verspielt, farbenfroh oder monochrom – alles ist erlaubt. Die folgenden Techniken kannst du einzeln oder kombiniert nutzen, um deine Gedanken, Emotionen und Ideen kreativ auszudrücken:
1. Skizzen und Doodles
Kleine Zeichnungen sind oft aussagekräftiger als lange Texte. Ein Gewitter kann symbolisch für innere Anspannung stehen, ein Herz für Mitgefühl, eine Spirale für Grübelei oder Wachstum. Du musst keine Künstlerin sein – einfache Linien und Symbole reichen völlig aus. Erlaube dir, intuitiv zu zeichnen, während du schreibst. So entsteht eine direkte Verbindung zwischen deinen Gedanken und deinen Bildern.

2. Collagen & Ausschneidebilder
Collagen sind ein wunderbares Werkzeug, um Erinnerungen und Emotionen sichtbar zu machen. Sammle Ausschnitte aus Zeitschriften, alte Fotos, Eintrittskarten, Naturmaterialien oder Zeitungsschnipsel. Kombiniere sie auf einer Seite zu einem visuellen Gedankenteppich. Diese Collagen erzählen Geschichten ohne viele Worte – über deine Träume, Sehnsüchte oder besondere Momente. Besonders wirkungsvoll sind sie, wenn du sie mit kurzen Texten oder Schlagwörtern ergänzt.
3. Aquarell und Farbe
Farben sprechen eine Sprache, die über Worte hinausgeht. Nutze Aquarellfarben, Marker oder Buntstifte, um Stimmungen festzuhalten. Warme Töne wie Orange oder Gelb stehen für Lebensfreude und Energie, kühle Farben wie Blau oder Grau für Ruhe, Nachdenklichkeit oder Melancholie. Auch abstrakte Farbflächen können Gefühle transportieren – male frei, lasse die Farben verlaufen und beobachte, was entsteht. So wird jede Seite zu einem emotionalen Abbild deines Inneren.

4. Lettering & Typografie
Worte sind das Herzstück jedes Journals – und beim visuellen Journaling dürfen sie auch optisch strahlen. Gestalte deine Lieblingszitate, Affirmationen oder Mantras mit Handlettering, kalligrafischen Schriften oder verschiedenen Schriftarten. Spiele mit Größen, Ausrichtungen und Kontrasten. Du kannst einzelne Worte betonen, sie mit Linien oder Ornamenten verzieren oder auf farbige Hintergründe schreiben. So werden Sprache und Gestaltung eins.
5. Mixed Media & Texturen
Wenn du dein Journal noch spannender gestalten möchtest, bringe unterschiedliche Materialien ins Spiel: Washi-Tapes, Stoffreste, getrocknete Blätter, Sticker, Stempel oder Strukturpasten. Diese Kombinationen verleihen deiner Seite Tiefe und eine haptische Qualität, die das Blättern zu einem echten Erlebnis macht. Schichte, reiße, klebe, male – dein Journal darf Ecken, Kanten und Überraschungen haben. Jedes Element trägt dazu bei, dass deine Seite eine kleine visuelle Geschichte erzählt.
💡 Tipp: Wenn du verschiedene Techniken kombinierst, entsteht oft eine ganz neue Dynamik. Eine Aquarellfläche kann den Hintergrund für eine Collage bilden, während Lettering-Zitate als Blickfang dienen. Erlaube dir, spielerisch zu experimentieren – genau darin liegt die Magie des visuellen Journalings.
Anleitung: „Mein innerer Kompass“ als Art-Journal-Projekt
Diese Übung hilft dir dabei, Klarheit über deine Ausrichtung zu gewinnen und dich visuell mit deinen inneren Werten zu verbinden.
Was du brauchst:
- Leeres Journal oder Skizzenbuch
- Stifte, Aquarellfarben, Schere, Kleber
- Alte Zeitschriften, Fotos, Fundstücke
- Pinsel, Masking-Tape, Marker
Schritt-für-Schritt:
- Seitentitel wählen: Schreibe z. B. „Mein innerer Kompass“ oder „Ich in Balance“ auf die Seite.
- Farbhintergrund gestalten: Trage Aquarellfarben grob auf. Nutze Farben, die deine aktuelle Stimmung spiegeln.
- Zentriertes Symbol zeichnen: Male z. B. einen Kreis, eine Blume oder einen Kompass in die Mitte.
- Gedanken notieren: Schreibe Stichworte zu Werten, Sehnsüchten oder Herausforderungen rundherum.
- Collagen-Elemente einfügen: Klebe inspirierende Bilder, Zitate oder Zeitungsschnipsel ein.
- Verzierungen ergänzen: Nutze Sticker, Skizzen oder Doodles für Details.
- Reflektieren: Betrachte die Seite, schließe die Augen, atme tief ein. Was sagt dir dein Kompass heute?
Diese Visualisierung unterstützt dich dabei, wieder mehr auf deine innere Stimme zu hören und deinen Alltag danach auszurichten.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Visuellen Journaling
Beim visuellen Journaling werden Texte durch künstlerische Elemente ergänzt – etwa Zeichnungen, Farben oder Collagen. Dadurch entsteht eine Verbindung zwischen Sprache, Emotion und Kreativität, die das klassische Schreiben vertieft.
Überhaupt nicht! Beim Art Journaling geht es nicht um Perfektion, sondern um Ausdruck. Jeder Strich, jede Farbe und jede Idee darf spontan entstehen. Es zählt das Gefühl, nicht das Ergebnis.
So oft, wie es dir guttut. Manche gestalten täglich kleine Seiten, andere nehmen sich wöchentlich Zeit. Wichtig ist die Regelmäßigkeit – kurze kreative Momente helfen, achtsam zu bleiben und sich selbst zu reflektieren.
Ein stabiles Skizzenbuch, wasserfeste Stifte, Aquarellfarben, Pinsel, Washi-Tape und Kleber sind ein guter Start. Für Collagen eignen sich alte Magazine, Fotos oder Fundstücke aus der Natur.
Durch die Verbindung von Schreiben und Gestalten können Gedanken, Stress und Emotionen verarbeitet werden. Visuelles Journaling fördert Achtsamkeit, senkt Stresslevel und stärkt das Bewusstsein für die eigenen Gefühle.